Donnerstag, 21. April 2011

Pflanzen der Setzlinge

Reben kann man im Herbst oder im Frühjahr pflanzen. Es spricht meiner Meinung nach jedoch alles für den Frühling, da man damit jeglichem Frost- oder Nässerisiko aus dem Weg geht. Somit fing es im April an mit dem Ausheben von 13 60cm tiefen Löchern. Eine herkulische Arbeit im harten Boden. Aber wichtig, damit genügend Humus um die Wurzeln bereit steht.

tiefe Pflanzlöcher

In jedes Pflanzloch wurde ein Rebstecken gesteckt zur späteren Befestigung der Rebe. Der Setzling wird eingepflanzt, so dass sich der Kopf ca. 10cm über dem Boden befindet. Anschliessend mit viel Wasser wässern und danach das Loch mit Humus auffüllen.


Setzling im gewässerten Pflanzloch

Zur Sicherung gegen Tierfrass wurde um jeden Rebstock in der ersten Phase ein Gitterrohr gesetzt.

Gitter zum Schutz

Die jungen Reben vertragen keine Pflanzenkonkurrenz. Deshalb wurde ab jetzt rund um die Reben gejätet.

der frisch angepflanzte Weingarten

Die ersten Austriebe wurden mit Freude zur Kenntnis genommen. Jeder der 13 Stöcke gedeihte. Im Pflanzjahr geschieht noch nichts weltbewegendes an den Reben. Es gibt Austriebe und man beschäftigt sich mit jäten, bodenauflockern und bewässern. Danach sollte künstliche Bewässerung kein Thema mehr sein. Meine Muscat-Bleu spriessten im Sommer wie verrückt nach oben. Ein einziger senkrechter Trieb wird im ersten Jahr angestrebt, an dem im zweiten Jahr dann zum ersten mal ein paar Trauben wachsen können.


Mittwoch, 20. April 2011

Rebenauswahl

Die Auswahl und der Kauf der Reben war wohl einer der emotionalsten Momente. Ich beschloss, auf den total 12m Länge 13 Rebstöcke zu Pflanzen. Das ergibt 1.2m Abstand, was den Empfehlungen entspricht. Die Auswahl fiel auf Muscat-Bleu Reben (Wikipedia). Ich wollte auf jeden Fall total resistente Trauben, damit keinerlei Schädlingsbekämpfung notwendig sein würde. Ebenso sollten sie frostresistent sein. Damit war schon klar, dass es keine typischen Weintrauben sein würden. Dieser Kompromiss war einschneidend aber im Nachhinein gut. Es wird nie einen Super-Wein aus den Muscat-Bleu geben, aber sie werden mit wenig Aufwand und absolut ohne Chemie grosse, gesunde Mengen an Trauben liefern. Der innovative Profi-Winzer Fredy Strasser aus Oberstammheim macht es vor.

Muscat-Bleu sind sogenannte PIWI Reben, d.h. pilzwiderstandsfähig. Sie wurden in der Schweiz gezüchtet und gelten als eine der beliebtesten Tafeltrauben. Tafeltrauben haben wesentlich weniger Zucker als Weintrauben - für die Weinherstellung ein Nachteil. Eine richtige Weintraube, die resistent gegen Mehltau ist, ist aber leider noch ein Wunschtraum.

Die 13 Muscat-Bleu Setzlinge bestellte ich schliesslich bei der rennomierten Rebschule Meier in Würenlingen. Selbstverständlich holte ich sie persönlich ab.

Kosten:
Das ganze ist ja ein Hobby. Also habe ich keine Buchhaltung geführt. Trotzdem hier spasseshalber eine kleine Kosteninformation. Die Kosten für alle Setzlinge sind in der Tat fast vernachlässigbar im Vergleich zum Rest. Sie kosteten unter CHF 200.-. Ein Vielfaches davon kostete das ganze Gartenbau-Material (Mauer-Steine, Kies, Splitt, Betonröhren, Wegeplatten, Holzpfosten, Draht etc.) und die Metall-Pfähle mit Zubehör. Später auch die Bodenbegrünung. Unbezifferbar ist natürlich die Arbeit. Auch darüber habe ich nicht Buch geführt, schätze aber, dass ich bis zu den ersten Trauben weit über 50 Stunden investiert habe. Und wie bei jedem Hobby ist es ja nie zu Ende. Man investiert immer weiter Geld und Arbeit.

Da ich ein Mathematik- und Zahlen-Freak bin, habe ich mal die Kosten für die ersten Flaschen Kurlimuser 2013 kalkuliert unter Annahme, die Arbeit sei von einem Gärtnerlehrling ausgeführt worden. Ich komme auf ca. CHF 300.-/Flasche. Das ist Château-Pétrus Niveau. Die Auserwählten, die meinen Wein eines Tages geschenkt bekommen, mögen das bei jedem Schluck der sauren Mostes ehrfürchtig bedenken! 

Muscat-Bleu Setzling

Die Wurzeln der zarten Setzlinge wurden zuerst etwas eingekürzt. Nach der Wässerung wurden sie verpflanzt.


Wässerung

Montag, 4. Oktober 2010

Anlegen des Weinbergs


Quelle: Google street view

So sah mein ca. 30m2 grosser steiler Abhang zur Strasse während 10 Jahren aus. In Google Street View zur Zeit immer noch aktuell. --- Mittlerweile gibt's ein neues Steet view. --- Eine Blumenwiese mal mit schönen Wiesenblumen im Sommer. Die Natur setzte sich aber bald durch mit zähem, hohem Gras und Gestrüpp. Vor 100 Jahren war hier ein Rebberg.

ganz rechts oben unter dem Wald mein Grundstück vom Kirchturm aus
1934 fotografiert (Quelle: Buch Werner Leimbacher )

Die Ausrichtung genau nach Südosten versprach grundsätzlich gute Bedingungen für den Weinanbau. Viel Morgensonne, am Nachmittag eher schattig. Die Meereshöhe ist genau 500m. Die Erde erwies sich während dem Anlegen des Weinbergs als wahrlich nicht ideal. Der Traum jedes Winzers sind sehr lockere steinige Böden. Am besten eine Schiefer-Kiesgrube. Hier gab es immerhin zuoberst einigen nahrhaften Humus von den langjährigen Bepflanzungen. Etwa 50cm darunter aber war und ist knallharter Kies und Lehm. Zum Glück sind Reben aber extrem kräftige Pflanzen, deren riesige Wurzeln sich fast allem widersetzen. Auch ist der Hang eher zu nass für Reben. Die massive Verwaldung unserer Wohngebiete ist anhand des Fotos von 1934 eindrücklich zu sehen. Damals standen nur lockere Obstbäume in offenen Wiesen. Heute ist alles vollgebaut und jeder Garten fast ein Urwald. Ich rufe zum roden auf! Nützt der Pflanzendiversität und der Bausubstanz.

Ich beschloss, den Hang in zwei Rebenreihen zu unterteilen. Die obere 5m und die untere 7m lang. Oben und unten und dazwischen jeweils ein Gehweg für die Bewirtschaftung. Diese Terrassierung kostete sehr viel Schweiss. Die künftigen Rebenreihen grub ich dann noch gut um und brachte zusätzlichen Humus ein. Zur Verschönerung und Stabilisierung baute ich Trocken-Mäuerchen aus Granitsteinen. Zum Glück habe ich einen kräftigen Rücken.

2 Rebenreihen mit Gehweg und Trockensteinmauern

Die Reben sollten im Drahtbau erzogen und die Fruchtruten später im Flachbogen an den untersten Draht gebunden werden. Das entspricht den lokalen Traditionen und nichts sprach dagegen. Das Drahtwerk wurde mit professionellen verzinkten Blechpfosten aufgebaut (GVZ Rossat). Da ich über keine Pfählmaschine verfüge, grub ich für jeden Pfosten ein 60cm tiefes Loch und setzte je eine 50cm lange Betonröhre ein. Die Pfosten wurden dann in die Betonröhre gesetzt und mit Splitt gefüllt. Damit sind die Pfosten sehr gut verankert. Von Holzpfosten wurde mir von allen Spezialisten abgeraten, da diese in kurzer Zeit verfaulen.

Die Drähte sind mit Kunststoff ummantelt. Durchmesser 2mm und an den Enden zum abspannen 3mm. Es sind 4 Reihen Drähte. Die zweitunterste doppelt geführt, um die senkrechten Trauben tragenden Triebe später durchzuführen.

aktuelles Google Street View 2015