Donnerstag, 3. Oktober 2013

Die erste richtige Weinlese

Mit einiger Wut im Bauch auf die blöden Viecher beschloss ich am 3.10.2013 zu ernten. Der Zeitpunkt war aber gut. Danach regnete es und wurde eiskalt. Ich hatte keine Ahnung, wieviel Trauben mich da erwarteten in Volumen und Kilogramm. Schliesslich waren es 4 Eimer voll und 30kg. Ich war überwältigt.

30kg Muscat-Bleu Trauben

Nun wurden die Trauben noch am selben Abend gewaschen und entrappt, d.h. die Beeren von den grünen Stielen entfernt. Der Waschtrog in der Waschküche eignete sich dafür. Überhaupt verlagerte sich in der nächsten Zeit mein Arbeitsplatz vom Weingarten in die Waschküche, wo es vorübergehend wie in einer Trotte roch. Jede Traube wurde von Hand entbeert und in einen neuen Kübel geleert. Alles schlechte wurde weggeworfen. Schliesslich standen da 22kg saubere Beeren.

Die gewaschenen und gerappten Beeren beim Keltern im Kunststoff-Fass

Die Beeren kamen nun ins blaue 30l Kunststoff-Fass, das speziell für die Mosterei geeignet ist. Mit einer sauberen Holzlatte wurde gekeltert, d.h. die Trauben wurden sorgfältig zerquetscht, so dass der Saft austrat. Erstaunlich, wie schnell da aus festen Früchten plötzlich nur noch ein See voll Most da ist. Aus den 22kg Beeren wurden ca. 18l Traubenmost, also etwa 8l pro 10kg.


Sonntag, 11. August 2013

Von Grün nach Blau

Mitte August, wo letztes Jahr die Trauben schon fast reif waren, ist diesmal noch alles grün. Dafür, wie man auf dem Bild sieht, eine Höllenmenge an Trauben. Die Trauben wachsen ja natürlicherweise alle nur im unteren Drittel der Rebe. Dort entlaubt man nun, indem man viele Blätter herausschneidet, damit die Sonne besser an die Trauben gelangt und nichts anfault.

die grüne Hölle ... (für nicht Motorsportfans: die berüchtigte
Nordschleife des Nürburgrings)

Innert wenigen Tagen wechselt die Farbe dann auf Blau. Nun sind die Beeren äusserlich fertig. Nur der Zucker muss noch steigen. Zur Zuckermessung kaufte ich ein Refraktometer, wo man die Oechsle-Grade einfach ablesen kann mit nur ein paar Tropfen aus einer Beere. Profi-Weintrauben bringen es bis zur Lese mindestens auf 85°Oechsle. Im Süden gerne auch mal auf weit über 100°. Da die Muscat-Bleu primär eine Tafeltraube ist, ist deren Zuckergehalt schon von  Natur aus geringer. Die dieses Jahr noch fehlende aktive Mengenreduktion (wegschneiden eines Teils der Gescheine nach der Blüte) führte zusätzlich noch zu wenig Zucker.

Farbwechsel

Ich liess die Trauben deshalb so lange wie möglich hängen. Irgend wann Anfang Oktober stiegen die Oechsle dann nicht mehr an und zudem machten sich wieder unbekannte Viecher an die unten hängenden Beeren. Obschon ich wie schon letztes Jahr die Rebenreihen mit einem Netz umhüllte. Im Quartier sind Fuchs und Dachs schon gesichtet worden. Diese Art der Mengenreduktion bringt dem Zucker natürlich nichts...

vor der Ernte



Sonntag, 14. April 2013

Die Vorbereitung auf's erste richtige Rebjahr

Ab dem dritten Jahr behandelt man die Reben immer gleich. Wie schon mal erwähnt verwende ich den Flachbogenschnitt. Dabei werden pro Stock ein oder zwei schöne einjährige Fruchtruten aus dem Vorjahr belassen und nur eingekürzt. Der ganze Rest wird ganz weggeschnitten. Dieser Schnitt fand wiederum im Februar statt. Ich entschied mich für 2 Ruten. Das bringt natürlich mehr Trauben und auch mehr Grünwerk als nur eine Rute. Die Ruten sollen nur so lang sein, dass sie sich nicht überschneiden. Und max. 8...12 Augen aufweisen.

die erste Flachbogenerziehung im April

Erst wenn es wärmer wird und die Ruten flexibler sind (heuer Mitte April) werden diese wie auf dem Bild nach unten gebogen und an den untersten Draht gebunden. Das ist eine sehr heikle Arbeit, da man das Holz zum Teil sehr stark biegen muss, ohne dass es bricht. Ich habe gemerkt, dass kleine Brüche wieder "verheilen", aber ein kompletter Bruch wäre wohl der Totalausfall der Rute. Ich habe es deshalb etappenweise gemacht. Immer wieder einige cm mehr nach unten gebunden und so mehrmals durch die Reben gegangen.

in den "Augen" entstehen die Knospen

Ab jetzt treiben die Fruchttriebe jeweils in den Augen nach oben aus. In jedem Auge wächst eine Knospe. Austrieb und Blüte verliefen grundsätzlich wie im zweiten Jahr. Das Grünzeug wuchert wie verrückt und ich schneide regelmässig unflätige meterlange Triebe weg. Allerdings fand die Blüte extrem spät erst Ende Juni/Anfang Juli statt. Das wohl wegen des schlechten Wetters im Juni.

Alle Gescheine wurden belassen. Ich brachte es nicht über's Herz, da was wegzuschneiden. Es zeigte sich im Nachhinein aber, dass ich künftig rigoros reduzieren muss, um gute vollsüsse Beeren zu erhalten.

im Sommer verschönerte ich den Weingarten mit Bodendeckern

Im Juli boten die beiden Rebreihen vor allem ein schönes Bild dank grünem schönem Wuchs. Den bis dahin immer gejäteten Umschwung bepflanzte ich nun mit Bodendeckern, die mit den Jahren das Unkraut und die Wiese zurück drängen sollen. Unmittelbar bei den Rebstöcken wird natürlich weiterhin alles gejätet und immer wieder die Erde gelockert. Wenn man düngen will, dann gibt es Beerendünger in Granulatform. Ich denke aber, meine Reben wuchern so, dass sie keinen Dünger brauchen.




Sonntag, 19. August 2012

Die ersten Trauben

Trauben hatte ich eigentlich in diesem zweiten Jahr noch keine erwartet, aber meine Muscat-Bleu überraschten mich ein weiteres mal. An allen Stöcken blühten im Juni Gescheine. Danach geht es jeweils sehr schnell. An jedem bestäubten Blütchen entsteht innert Tagen ein grünes Knöllchen, welches dann recht schnell zu einer grünen Beere anwächst. Im August wechselt diese dann die Farbe auf blau.

Trauben schon im zweiten Jahr

In diesem Jahr waren die Trauben sehr früh reif. Nach Mitte August konnte ich meine ersten eigenen Trauben lesen. Es waren einige sehr wenige Kilogramm. Und sie waren sehr süss, subjektiv mindestens. Ein Refraktometer zur Zuckerbestimmung hatte ich da ja noch nicht. Der Muskat-Geschmack ist natürlich bei dieser Sorte schon sehr intensiv. Aber allemal besser als "Chatzeseicherli".

vorerst nur für den Verzehr

der Weingarten nach der Lese, diesmal von oben


Samstag, 16. Juni 2012

Das zweite Jahr

Im Winter nach der Pflanzung werden alle Triebe abgeschnitten bis auf den stärksten. Den kürzt man in Höhe, wo man später den Kopf des Stammes haben will, also die Stelle wo jedes Jahr Triebe entstehen sollen. Die künftige Stammhöhe wird also hier bestimmt. Das ist etwa auf Höhe des untersten Drahtes. Ich brauchte grosse Überwindung, so viel abzuschneiden, ohne Gewissheit, ob dann überhaupt im Frühjahr wieder was rauswächst. Es war einer der kältesten Winter seit langem und viele Pflanzen waren erfroren bzw. verbrannt wegen den tiefen Temperaturen  und der täglichen Sonneneinstrahlung. Ehrlich gesagt getraute ich mich im Februar zuerst nicht und beliess "zur Sicherheit" den einen Trieb in voller Länge bis in den Mai hinein. Dann verstand ich aber, dass alles weg muss bis auf Stammhöhe und es wurde gehandelt, auch wenn dadurch das Holz etwas "weinte". Aber diese Reben verzeihen offenbar viel. In kürzester Zeit trieben sie wieder aus wie verrückt. Und die absolut gigantische Frostresistenz bewiesen die Muscat-Bleu in diesem Winter auch.

Ich mache den Rebschnitt nun immer in der zweiten Februarhälfte. Der Moment ist aber nicht sehr entscheidend, solange er vor dem Austrieb erfolgt. Also lieber zu früh als zu spät.

Im zweiten Jahr können sich die jungen Reben noch austoben. Sie werden nicht herunter gebunden, sondern wachsen wild nach oben. Regelmässig schneidet man allzu wilde grüne Triebe weg, so dass die Rebreihen auch gepflegt aussehen und die Kraft in die Hauptäste geht.

Mitte Juni im zweiten Jahr

Mitte Juni bilden die Reben schon einen schönen grünen Anblick und hie und da entdeckt man die ersten Gescheine (Blütenstände). So wundervoll die Früchte der Reben sind, so unscheinbar und fast hässlich sind ihre "Blumen". Sie sind Zwitter, brauchen also keine Insekten zur Bestäubung. Die Blüte findet je nach Wetter irgendwann zwischen Mai und Juli statt. Das ganze ist aber so unauffällig, dass ich die Blüte fast verpasste.

die ersten Gescheine (Blüten)

Insbesondere die Muscat-Bleu sind anfällig auf Wind während der kurzen Blüte. Dann können die kleinen Blümchen weggewindet werden, sogenannt verrieseln. Die Trauben sind deshalb oft relativ locker bebeert. Vorteil ist dafür, dass sie mehr Luft haben und im Herbst weniger zum faulen neigen.

einfach schöön...

Neben den Arbeiten an der Rebstöcken selbst wurde der Weingarten weiter verbessert. Die immer noch wuchernde wilde Wiese wurde weiter eingedämmt und mit weiteren Mäuerchen und Kies wurde die Trassierung verstärkt.