Samstag, 15. Februar 2014

Der erste Rebschnitt nach dem ersten richtigen Rebjahr

Heute ist der perfekte Rebschnitt-Tag. Trocken und für Februar warm. Jetzt mache ich zum ersten mal den richtigen Rebschnitt, so wie sich das nun jedes Jahr wiederholen wird. Es gibt hunderte von Büchern und Webseiten dazu. Die Uni Hohenheim (D) hat sogar eine Java-App dazu programmiert. Deshalb hatte ich grossen Respekt davor. Für mich als geübter Hobbygärtner war's dann aber einfach und total klar, was zu tun ist. Das einzige, was man wissen muss, ist, dass Trauben nur an einjährigen Trieben wachsen werden. Also alles 2-jährige wegschneiden und dann von den einjährigen Trieben die beiden besten stehen lassen. Die "besten" heisst die kräftigsten aber auch die, welche sich gut nach unten biegen lassen. Alles andere - das sind wohl gegen 90% - wegschneiden.

vor dem Rebschnitt

Ich habe die 2 Triebe pro Stock auf ca. 5 Augen zurückgeschnitten. Dieses Jahr ist ja das Ziel, die Menge zu reduzieren zugunsten des Zuckers. Da es eine Flachbogenerziehung sein soll, werden die Triebe (Äste) nach unten gebogen. Das wurde schon im letzten Jahr erklärt und erfolgt wieder gleich. Die meisten Äste wurden deshalb vorerst mit Gummischnur so weit nach unten gezogen bis sie noch nicht brachen. Das komplette Hinunterbiegen und Fixieren am untersten Draht erfolgt dann in ein paar Wochen.

eine Rebe nach dem Schnitt
linker Trieb bereits ganz hinuntergezogen
rechter Trieb mit Gummischnur noch nicht ganz unten


Sonntag, 5. Januar 2014

Die erste Flaschen-Etikette

Der Winter ist für den Winzer langweilig. Der Wein lagert still vor sich hin. Die Reben sehen holzig aus wie alle blattlosen Sträucher. Da sie den letzten extrem kalten Winter überlebt haben, existiert nicht mal die Angst vor dem Erfrieren.

So mache ich mich am Laptop ans Etiketten-Design. Jeder Entwurf wird von der Familie in der Luft zerfetzt. Uncool, altmodisch, zu wenig edel sind noch die besten Kritiken. Ich bleibe hart und etikettiere so wie ich will:
- grüner Hintergrund = wie im Blog = Bio
- weinrote Schrift = selbsterklärend
- oranger Balken = Komplementärfarbe = der eigentliche Hype der Etikette
- Text = supersachlich = wie ich
- QR-Code = das einzige, was die Jungen cool finden

Ich find' sie megacool :-)


Selbstverständlich ist wie bei Château Mouton Rothschild für 2014 ein neues Design geplant.

Sonntag, 3. November 2013

Wein abheben

3 Wochen nach dem Gärende und dem Umfüllen in den Glasballon wird der Wein nun zum ersten mal abgehoben. Es ist auch das erste mal, wo man wieder eine Verköstigung vornehmen kann, da ja alles luftdicht mit Gärspund verschlossen sein musste.

Der junge Wein hat weiterhin eine sehr klare und markante Violett-Farbe. Die Säure ist um knapp 1g/l zurückgegangen auf gut 6g/l. Man könnte mit Milchsäurezugabe noch etwas aufsäuern. Ich verzichte aber darauf, da meine Gäste meinen Wundertrank ja eh als sauren Ostschweizer charakterisieren werden.
Ansonsten ist der weiterhin sehr dominante Muskat Bleu Geschmack zu nennen. Andere Töne habe ich bisher keine bemerkt ☺. Nimmt mich schon wunder, ob es das dann war oder ob in ein paar Monaten doch noch etwas Finesse hinzukommt. Aber für mich am wichtigsten: es ist immer noch alles im Plan. Nix verfault, nix abgestürzt.

Unter Wein abheben versteht man das Umfüllen des klaren oberen Teils im Fass oder Ballon in ein zweites Gebinde. Das erfolgt mit einem transparenten Schlauch und man benützt das Gefälle wie beim Aquarium leeren. Der Zweck ist das Entfernen des abgesunkenen Satzes. Dieser besteht aus Hefe und anderen festen Rückständen und sieht nicht sehr appetitlich aus.

unten klar abgegrenzt der Satz

Ursprünglich wollte ich die ganze Menge abheben und den Satz filtern. Angesichts der ohnehin sehr grossen Weinmenge entschied ich mich aber, nur den wirklich klaren Teil abzuheben und den Rest wegzuwerfen. Das mit dem Filtern und mehrmals abheben hätte einen grossen Aufwand in den nächsten Monaten bedeutet mit unsicherem Erfolg. Und ich habe ja auch nicht beliebig viele verschiedene Glasballons zur Verfügung. Etwas verschwenderisch, aber bei der fast zu grossen Weinmenge sicher vernünftig. Und garantiert super klaren Wein in der Flache am Schluss.

Vom oberen grossen in den unteren kleineren
Ballon mit einem transparenten
Kunststoffschlauch abgehoben

Vor dem wieder verschliessen mit dem Gärspund kam dann nebst etwas Schwefel noch mein Lieblingselixier in den Ballon: 15g französische getoastete Eichenchips, mittlere Röstung. Die Puristen werden aufschreien und die Geniesser mit der Zunge wedeln. "Kurlimuser Barrique".

Ich habe nun im Sinn, den Wein mehrere Monate ruhen zu lassen und dann direkt in Flaschen abzufüllen. An kalten Wintertagen kann ich die Etikette designen. Und schöne Weinflaschen sammle ich schon seit Wochen und entferne Etiketten und Halshülsen. Genügend neue Naturkorkzapfen und ein Verkorker stehen bereit.

Montag, 14. Oktober 2013

Da ruht er nun

Der Glasballon soll ganz bis zuoberst gefüllt sein, damit möglichst wenig Kontakt zur Luft besteht. Ggf. kann man ihn mit etwas Fremdwein auffüllen. Es wird nochmals 0.1g/l Schwefel zur "Desinfektion" beigefügt. Dann kommt ein ganz dichter Gummistopfen mit Gäraufsatz drauf. Dieser Aufsatz, den man mit wenig Wasser füllt, verhindert, dass Luft in den Ballon kommt, CO2 kann jedoch aus dem Ballon entweichen.

17l Glasballon mit Gäraufsatz im Weinkeller

Der Wein ist jetzt noch trüb. Die Farbe ist aber herrlich. Er gärt noch ein wenig nach. Feinstoffe, insbesondere die langsam absterbenden Hefen, sinken auf den Boden ab. Er lagert nun bei gut 15°C in meinem Weinkeller für mindestens 2 Wochen.

das erste Glas eigener Wein

Die erste Verkostung als "Primeur" fand natürlich statt. Fazit: Farbe genial, Alkohol mehr als genug, Muskat-Geschmack (ist ja kein Wunder bei Muscat-Bleu), der Rest braucht noch Zeit...


Sonntag, 13. Oktober 2013

Entsaften

Die Maische im Kunststoff-Fass ist nun also vergärt und hat nur noch wenig Oechsle. Der Säurewert stimmt mit 7g/l. Nun soll der Saft von den groben Bestandteilen, also den Resten der Beeren, getrennt und vom Fass in einen Glasballon gefüllt werden. Das erwies sich als wesentlich schwieriger als angedacht. Jegliches mechanische Sieb, und sei es auch noch so grob, verstopft innert Sekunden. Die Maische ist schlammartig, Die rettende Idee war der Presssack aus Perlongewebe, der mit meiner neu gekauften schmucken Traubenpresse mitgeliefert wurde. So ein textiler Sack mit grobem Gewebe ist das perfekte Sieb. Ich legte ihn in den grossen Trichter, mit dem ich den 17l Glasballon im Nu füllte. Der Ballon muss übrigens vorgängig sehr gut gereinigt und entkeimt werden, z.B. mit PITT Reiniger.

Filtrieren der Maische mit dem Press-Sack im Trichter

Übrig blieben ein Häufchen Beerenschlamm und viele Kerne. Diesen Trester konnte ich von Hand problemlos noch auspressen. Und meine extra angeschaffte wunderschöne 20l Traubenpresse blieb arbeitslos. Mein Fazit: unbedingt einen textilen Press-Sack anschaffen aber keine Presse. Diese steht zum Verkauf.

alles, was am Schluss übrig blieb (Trester)