Freitag, 28. April 2017

bye bye 2017


Mit etwas Verspätung vermelde auch ich den kapitalen Frostschaden an meinen Reben. Totale Sche....

Zwar hatte ich vor der schweren Frostnacht noch Gartenflies gekauft und meine Reben damit eingepackt, aber das nützte nichts. Die meisten Augen waren dieses Jahr schon sehr früh ausgetrieben. Die Blättchen zart wie Seidenpapier und jetzt mit dem Frost fielen sie grad zu Boden. Ich war so frustriert, dass ich das Flies noch über eine Woche dran liess. Es kam ja heute noch dicker mit weiterem Frost und Schnee wie im Winter.

28. April 2017: das sind keine Kartoffelsäcke sondern im Flies verpackte Rebstöcke

Was jetzt dann mit den Reben genau passiert, wenn's endlich wärmer wird, weiss ich auch nicht so genau. Einige Recherchen haben aber gezeigt, dass sie wohl in sowas wie einen Notmodus gehen werden und trotzdem irgendwo Grünzeug wachsen wird. Aber wohl ohne Blüten und somit ohne Trauben. Aber Hauptsache sie machen Photosynthese im Sommer, damit die Stöcke überleben. Auch sogenannte Nebenaugen unmittelbar neben den Hauptaugen, die nun abgefroren sind, soll es für Notfälle wie diesen geben. Aber ob die noch leben? Schau'n mer mal.

Bis im 2019 werde ich mich wohl mit den verbliebenen Flaschen des 2015er Kurlimuser und dem gegen Sommer dann abzufüllenden 2016er begnügen müssen. Der Preis wird dadurch natürlich markant steigen :-)

What doesn't kill you makes you stronger!

Sonntag, 2. April 2017

Reben-Erziehung


Reben brauchen für optimales Wachstum und Beeren-Qualität 5 Dinge:

  • Sonnenlicht
  • Wärme
  • Nährstoffe (v.a. Stickstoff, Kalium und Phosphor)
  • Wasser
  • CO2

Die beiden ersten, Sonnenlicht und Wärme, werden bestimmt durch das lokale Klima und die geografische Lage des Rebgartens. Der Winzer kann daran nichts ändern, aber er kann die Rebe so "erziehen", dass die Voraussetzungen optimal sind. Im heissen mediterranen Klima wird er das Laub dazu benutzen, um Schatten zu spenden, zum Beispiel indem er Buschreben erzieht (Kopferziehung mit Zapfenschnitt). Im kühlen oder gemässigten Klima der Schweiz wird er hingegen dafür sorgen, dass eher wenig Laub die spärliche Sonne verdeckt. Dadurch ist auch der Pilzdruck geringer, weil die Beeren rascher abtrocknen nach Regen oder Nebel.

Die einen (links) wachsen schon fast so wie gewünscht, die anderen (rechts)
müssen im gewaltigem Winkel runter gebogen werden.

Da kann es dann mal ziemlich knacken. Aber das überleben die.

In unseren Breitengraden hat sich deshalb die Kopferziehung mit Fruchtrutenschnitt durchgesetzt, auch Guyot-Erziehung genannt. Man lässt in jedem Winter ein bis zwei letztjährige verholzte Ruten mit ca. 6...10 Augen stehen. Und jetzt im April, wo die Frühlingswärme das Holz biegsamer macht, werden die Ruten auf den untersten Draht runtergebunden. Die nun waagrecht verlaufenden Ruten ermöglichen dann, dass die neuen Triebe senkrecht in die Höhe wachsen können, ohne sich gegenseitig in die Quere zu kommen. Dadurch und durch die sogenannte Laubarbeit des Winzers im Sommer können die Trauben optimal für die Sonne freigestellt werden.




Das Hinunterbinden ist arbeitsintensiv. Am kleinen Kurlimuserhang ist es natürlich in einer knappen Stunde erledigt. Es ist immer wieder erstaunlich, wie extrem die holzigen Zweige gebogen werden können. Dabei knackt es jedoch oft, aber die fasrigen Ruten ertragen das, ohne vollständig zu brechen.

Anschliessend habe ich alle Triebe, d.h. vor allem die winzigen Augen (=Knospen), mit einer speziellen Emulsion bespritzt. Diese besteht aus Wasser mit sogenanntem Winteröl und etwas Kupfer. Das Winteröl verschliesst die Knospen gasdicht, wodurch allfällig in ihnen überwinterte Schädlinge absterben. Das Kupfer beugt gegen Pilzbefall in der frühen Austriebsphase vor.

Alles paletti also für ein neues und erfolgreiches Kurlimuser Jahr 2017.