Im Winter nach der Pflanzung werden alle Triebe abgeschnitten bis auf den stärksten. Den kürzt man in Höhe, wo man später den Kopf des Stammes haben will, also die Stelle wo jedes Jahr Triebe entstehen sollen. Die künftige Stammhöhe wird also hier bestimmt. Das ist etwa auf Höhe des untersten Drahtes. Ich brauchte grosse Überwindung, so viel abzuschneiden, ohne Gewissheit, ob dann überhaupt im Frühjahr wieder was rauswächst. Es war einer der kältesten Winter seit langem und viele Pflanzen waren erfroren bzw. verbrannt wegen den tiefen Temperaturen und der täglichen Sonneneinstrahlung. Ehrlich gesagt getraute ich mich im Februar zuerst nicht und beliess "zur Sicherheit" den einen Trieb in voller Länge bis in den Mai hinein. Dann verstand ich aber, dass alles weg muss bis auf Stammhöhe und es wurde gehandelt, auch wenn dadurch das Holz etwas "weinte". Aber diese Reben verzeihen offenbar viel. In kürzester Zeit trieben sie wieder aus wie verrückt. Und die absolut gigantische Frostresistenz bewiesen die Muscat-Bleu in diesem Winter auch.
Ich mache den Rebschnitt nun immer in der zweiten Februarhälfte. Der Moment ist aber nicht sehr entscheidend, solange er vor dem Austrieb erfolgt. Also lieber zu früh als zu spät.
Im zweiten Jahr können sich die jungen Reben noch austoben. Sie werden nicht herunter gebunden, sondern wachsen wild nach oben. Regelmässig schneidet man allzu wilde grüne Triebe weg, so dass die Rebreihen auch gepflegt aussehen und die Kraft in die Hauptäste geht.
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Mitte Juni im zweiten Jahr |
Mitte Juni bilden die Reben schon einen schönen grünen Anblick und hie und da entdeckt man die ersten Gescheine (Blütenstände). So wundervoll die Früchte der Reben sind, so unscheinbar und fast hässlich sind ihre "Blumen". Sie sind Zwitter, brauchen also keine Insekten zur Bestäubung. Die Blüte findet je nach Wetter irgendwann zwischen Mai und Juli statt. Das ganze ist aber so unauffällig, dass ich die Blüte fast verpasste.
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die ersten Gescheine (Blüten) |
Insbesondere die Muscat-Bleu sind anfällig auf Wind während der kurzen Blüte. Dann können die kleinen Blümchen weggewindet werden, sogenannt verrieseln. Die Trauben sind deshalb oft relativ locker bebeert. Vorteil ist dafür, dass sie mehr Luft haben und im Herbst weniger zum faulen neigen.
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einfach schöön... |
Neben den Arbeiten an der Rebstöcken selbst wurde der Weingarten weiter verbessert. Die immer noch wuchernde wilde Wiese wurde weiter eingedämmt und mit weiteren Mäuerchen und Kies wurde die Trassierung verstärkt.