Samstag, 2. April 2016

Ruten runterbinden

Die drei belassenen Ruten sind nun voll im Saft. Zwei davon müssen auf die unteren Spanndrähte hinunter gebogen und mit Kabelbindern angebunden werden. Immer wieder eine heikle Angelegenheit, da die Zweige grundsätzlich nach oben wachsen und nicht im angestrebten scharfen 90° Winkel. Deshalb biegen sie viele Winzer erst im April, wenn sie etwas weicher sind. Und ich mache es sehr sorgfältig und langsam. Wenn alles gut verläuft, also keine Rute bricht, wird die dritte Reserverute abgeschnitten. Da "blutet" es dann wie verrückt. Viel "Wasser" läuft zur Schnittstelle heraus. Halt ein Kompromiss zwischen Bruchrisiko und Bluten. Aber irgendwie klappt das dann immer mit dem runterbinden und die Blutung hört auch irgendwann mal auf.






Jetzt ist fast alles bereit für ein neues, hoffentlich gutes Rebjahr 2016. Bald werde ich dann noch den Boden etwas lockern, jäten, etwas Eisengranulat einbringen und kurz bevor die Knospen spriessen diese noch mit sogenanntem Winteröl bespritzen, damit allfällig überwinterte Schädlinge wie die Pockenmilbe keinen Sauerstoff mehr kriegen und absterben. Alles Bio Mittel natürlich!

Ob mein Kurlimuser sogar auch vegan ist, müssen die Fanatiker entscheiden. Ich bin kein Ideologe, sondern ein (hoffentlich) vernünftiger Genussmensch. Aber der Vegi- und Vegan-Trend hat ja schon stark Einzug gehalten im Weinmarketing. Bio macht grundsätzlich Sinn. Ist aber meiner sehr kleinen Winzer-Erfahrung nach nicht so einfach wie es sich klein Vegi-Hänschen vorstellt. Ich behaupte, wenn man keinerlei "Mittelchen" einsetzen würde, gäbe es im Herbst keine einzige Beere zu keltern. Denn wer auch immer der Schöpfer ist, sie hat die Trauben nicht primär für den Menschen geschaffen. Aber die Mittel sollen eben in Massen und als nicht schädlich für Mensch und Umwelt (v.a. den Boden) gewählt werden.
Nicht-vegan ist ein Wein vor allem, wenn Eiweisse zur Schönung zugegeben werden. Das mache ich aber nicht. Meinen Wein kläre ich ja durch mehrmaliges abheben und an Klarheit hat's beim Kurlimuser nun wirklich noch nie gefehlt. Ob die Tötung meiner Pockenmilben mittels Tod durch ersticken das Vegan Label verunmöglicht, wäre noch abzuklären. Kommentare sind erwünscht! :-)

Dienstag, 8. März 2016

Rebschnitt 2016

In diesem warmen Winter war's am letzten Januar Samstag warm und trocken. Den nahen Winterthurer Stadtwein Rychenberg Barrique, der bei mehreren Panels mit der Pinot Noir Goldmedaille ausgezeichnet wurde, haben sie noch im alten Jahr schon geschnitten. Also nix wie ran an den Rebschnitt beim Kurlimuser. Das Ganze beherrsche ich schon wie ein Profi. Eine Reserverute stehen lassen. Und dann wieder warten bis etwa im April, wo dann je zwei Ruten zur Bogenerziehung runtergebunden werden.

Der eigentliche Flachland-Winter kam dann erst gegen März.


Sonntag, 1. November 2015

2015 Primeur

Die Maische gärte nun vom 25. September bis 4. Oktober. Dann liess ich sie noch einige Tage stehen, um noch mehr Farbe zu bekommen. Mit dem Presssack wurde nun wie immer von Hand sehr schonend gequetscht und in Glasballons abgefüllt. Diesmal gab es ca. 23 Liter Most mit 10.5% Alkohol und 6g/l Säure.

Filtern und Auspressen mit Trichter und Presssack.

übrig bleibt der Trester

In der Folge hob ich mit einem Schlauch mehrmals ab, um den Satz aus Hefe und anderen Schwebepartikeln möglichst raus zu bekommen. Dadurch gingen nochmals ca. 3...4 Liter verloren. Am 1. November war es soweit. Ein 17l Ballon konnte mit relativ klarem Most und etwas Schwefel mit dem Gärspund verschlossen werden. Und der Primeur 2015 wurde im herbstlichen Garten degustiert.

Über mehrere Wochen mehrmals abheben von einem
in den anderen Ballon mit dem Schlauch.

Degustation des Primeur 2015.

17 Liter Kurlimuser, die nun bis im Frühjahr ruhen.

Sonntag, 27. September 2015

Wie haltbar ist der Kurlimuser?

Zur Zeit ist nun schon der dritte Jahrgang Kurlimuser am gären. Deshalb nahm mich wunder, wie sich der Wein entwickelt. Sozusagen eine Vertikaldegustation. Und gleichzeitig konnte ich meine erworbenen Degustations-Kenntnisse des aktuell besuchten WSET Weinkurses anwenden.

2013 2014
Auge
Klarheit klar klar
Intensität mittel mittel minus
Farbe purpur granat
Nase
Reintönigkeit rein rein, aber Sherry (also doch nicht rein?)
Intensität mittel mittel
Aroma rote Früchte, Muskat Sherry
Gaumen
Süsse trocken trocken
Säure mittel wenig
Tannin gering gering
Körper leicht leicht
Geschmack Johannisbeere, Muskat Muskat, Sherry
Abgang mittel mittel
Gesamteindruck einfacher, sauberer Wein mit schöner Farbe und alles übertönendem Muskat Ton nach 2 Jahren ist der Wein schon so gealtert, sodass er einen ziemlichen Sherrygeschmack hat.

Der 2013er (2-jährig) ist in der Tat schon am Niedergang. Man merkt den Sherry-Ton. Nicht ekelhaft, aber etwas flacher und weniger spritzig als der 2014. Rein zum Spass mischte ich dann noch eine Flasche 2013 und 2014 zusammen. Gesetzlich sind nur max. 15% andere Jahrgänge in einem Wein erlaubt, ohne dass man das anschreiben muss. Diese Jahrgangsassemblage hat dem alten Wein geholfen, der neue ist aber dadurch nicht besser geworden...

Also: Kurlimuser soll in den ersten 18 Monaten nach der Ernte getrunken werden!

2013  -  assemblage 13/14  -  2014

Samstag, 19. September 2015

Wümmet 2015

Die Umgebung meines Weingartens habe ich in den letzten Wochen verschönert. Rosen, Lavendel und Pampasgras. Dahinter die Traubenskulptur.


und neben den Reben gediehen diesmal auch noch Speisekürbisse

An diesem sonnigen Samstag sollten die Trauben bei ca. 18°C gelesen werden. In der oberen Reihe wütete offenbar unbemerkt nochmals der Dachs. Er hob das Netz an und zog damit die gesetzten Erdnägel heraus. Totaler Ärger. Nächstes Jahr muss ich die Insektennetze insgesamt noch viel stärker verankern und die Reben richtig verbarrikadieren.

vor der Lese

die Natur hat's gut gemeint...


Zum Glück trugen die unteren Reben umso mehr Trauben. Und fast alle Beeren in super Qualität. 34kg ungerappte Trauben. Wie üblich wurden diese von Hand gerappt, gewaschen und jede Beere geprüft. Gut 30kg perfekte Beeren. Ich musste notfallmässig noch ein 60l Kunststofffass kaufen gehen, da das 30l Fass diesmal zu klein war. Mit der Holzlatte wurden die Trauben dann im Fass gestampft. Mindestens 25l Maische wurden errechnet. Etwas Schwefel und Antigel untergerührt. Knapp 2 Tage gewartet. Ursprünglich hatte ich ja die Idee der Spontangärung. Aber als nach 4 Tagen keinerlei Gärung erkannt oder gemessen werden konnte, entschied ich mich, doch wieder mit Reinzuchthefe und Hefenährsalz nachzuhelfen. Dann fing die Gärung an und mein Keller duftet wieder fein nach Alkohol :-)

Im Gespräch mit dem Weingelehrten Werner Müller-Visconti (mein Lehrer im aktuell besuchten WSET Weinkurs) erkannte ich dann, dass die Schwefelzugabe am Anfang der Weinverarbeitung ein Blödsinn war. Diese Methode wird zwar in fast allen Publikationen von Hobbywinzern immer wieder beschrieben. Aber sie tötet alle Keime in der Maische und ist wohl ein Relikt aus vergangenen Tagen, wo es in den Kellern noch schmutzig und schimmlig war. Künftig werde ich, wenn überhaupt, etwas Schwefel erst zugeben, wenn der Wein fertig und geklärt ist. Die Erfahrung der Spontangärung wird also auf 2016 verschoben.

die  2015er Ausbeute

Rappen und Waschen

Stampfen bzw. mahlen.
und so schäumt es dann beim gären