Sonntag, 30. August 2020

Die Messung des Zuckergehalts in den Beeren bzw. im Most

Jetzt, wo es um den richtigen Erntezeitpunkt geht, habe ich mich mal mit den Zuckerwerten befasst. Diese werden auf unterschiedliche Art gemessen. Das heute einfachste Instrument ist das Refraktometer. Die Skalen bzw. Messeinheiten sind jedoch geografisch sehr unterschiedlich.


Handrefraktometer


Der Zuckergehalt bei der Traubenlese bestimmt mehr oder weniger den Alkoholgehalt des Weines. Bis zu einem gewissen Mass ist ein hoher Zuckergehalt qualitätsfördernd. Zucker bzw. Alkohol sind ja auch Aromentransporteure. Auch auf die Lagerfähigkeit hat der Alkohol einen positiven Einfluss. In unseren Breitengraden ist ein verhältnismässig tiefer Zuckergehalt normal. Und Piwi Trauben haben noch besonders tiefe Werte. Oechsle Werte so ab 70° sind also in meinem Hobby-Rebberg schon ein guter Wert. 

Historisch gibt es mehrere Messverfahren und Messskalen für Zucker:

  • In Deutschland, der Schweiz und Luxemburg wird das Grad Oechsle verwendet.
  • Im früheren Einflussbereich Österreichs, also den Ländern des ehemaligen Österreich-Ungarn sowie auch zum Teil in Italien ist heute noch die Klosterneuburger Mostwaage (KMW) gebräuchlich.
  • In Frankreich und Spanien ist Grad Baumé in Verwendung. Die Baumé-Grade entsprechen ziemlich exakt dem möglichen Alkoholgehalt, sofern aller Zucker in Alkohol umgewandelt wird.
  • In englischsprachigen Ländern und in Südamerika wird die Dichtemessungsskala in Grad Brix benutzt, die auch im obstverarbeitenden Gewerbe bekannt ist. Die ebenfalls in englischsprachigen Ländern verwendete Masseinheit Balling ist nahezu identisch und wird oft als „Brix-Balling“ ausgedrückt.
Eine klare Zusammenstellung aller Einheiten habe ich auf die Schnelle nicht gefunden. Als Ingenieur war es aber ein Leichtes, die gefundenen Formeln kurz in einer Excel-Tabelle darzustellen. Und hier ist sie. Ohne 100% Gewähr auf die letzte Kommastelle. Aber zur Bestimmung des Erntezeitpunktes reicht's: 




Es läuft erstaunlich gut im 2020

Bin es mir mittlerweile gar nicht mehr gewohnt, dass in meinem Bio-Rebberg keine Probleme auftreten 😁

Dieses Jahr habe ich im Winter (März) zum ersten mal nicht klassisch geschnitten und gebunden. Einfach gekappt und der Natur mehr oder weniger freien Lauf gelassen. Scheint vorteilhaft zu sein. Die Trauben sind jetzt höher oben als beim runterbinden im Bogenschnitt. Dadurch sind sie meiner Meinung nach besser platziert bezüglich Tieren und Nässe.


Das viele Laub muss natürlich schon immer wieder zurückgeschnitten werden.


Tiere (Dachs, Fuchs, Reh) hat's dieses Jahr bis jetzt keine. Die Kirschessigfliege ist irgendwie auch kein Thema mehr. Die Chlorose ebenso und die Pockenmilbe ist auch nur sehr beschränkt aktiv. In meiner Region, dem Zürcher Weinland, stöhnen sie aktuell wegen massivem Wespenbefall. Vor allem bei frühreifen Piwi Reben wie meinem Muscat Bleu. Ich hab zwar einige Wespen gesichtet, aber von einem Problem kann ich bisher (noch) nicht berichten.


herrlicher Anblick mit vielen Trauben


Die Beeren sind jetzt schon super süss. Ca. 70° Oechsle gemessen mit dem Refraktometer. Die Rebsorte ist ja vor allem bekannt für hervorragende Tafeltrauben. Kann ich wieder mal voll bestätigen. Nur die vielen und grossen Kerne sind da etwas ein Handycap. Im Prinzip könnte man jetzt lesen. Der Sommer 2020 war offenbar super gut für Reben. Keine extreme Trockenheit und Hitze wie in den Vorjahren. Vor Mitte September hab ich aber noch nie geerntet. Bei den nächsten Schönwetterperiode in den nächsten 1-2 Wochen geh ich aber dann ran. Bevor dann wieder Unbill auftaucht.