Sonntag, 3. April 2016

Erste Degu im neuen Jahr

Der 2015 Kurlimuser ruhte nun seit letztem Herbst in meinem Keller. Ich rührte ihn seither nicht an. Primär war es mein grösster 17l Glasballon, bis zum Spund gefüllt und verschlossen. Die paar weiteren Liter der grossen 2015er Ausbeute füllte ich damals noch in einen kleineren Ballon, wo er allerdings dem Sauerstoff ausgesetzt war. Siehe Foto.

links der kleine Rest, leider der Luft ausgesetzt

Ich wollte nun wissen, was die Auswirkung der "offenen" Lagerung war. Von beiden Ballons verköstigte ich ein Glas. Um es vorwegzunehmen: die der Luft ausgesetzte Lagerung war gar nicht gut. Man merkt die Oxidation in Nase und Gaumen. Nicht sehr stark aber immerhin leichter Sherry Geschmack. Und viel schlimmer: der Wein ist stumpf, hat keine Säure.

Lustig ist, dass der fast grösste Unterschied in der Optik liegt. Der oxidierte Wein hat eine wundervoll dunkle intensive Farbe wie ein alter Rioja. Und der gute Kurlimuser ist wie immer brav hellpurpur wie ein Barbie Kleid :-) Aber er hat dafür mehr Biss, Muscat Ton und etwas Säure. Ähnlich halt wie die ersten 2 Jahrgänge ist auch der dritte. Der 2015er ist also auf Kurs. Flaschenabfüllung wohl so in ein bis zwei Monaten. Ich muss dafür dringend schöne Flaschen sammeln (und zuerst austrinken). Die grossse Weinsensation wird mein Muscat Bleu aber wohl nie werden. Damit kann ich mich immer noch nicht ganz abfinden :-) Deshalb füllte ich noch ein halbes Päckchen getoastete Eichenchips in den 17l Ballon. Einst dachte ich, das sei nun doch absolut tabu. Aber im WSET Kurs erfuhr ich, dass weltweit gesehen sehr vielen einfachen Weinen auf diese Art zu etwas Holzaroma verholfen wird.

links der gute und rechts der oxidierte Kurlimuser 2015

Samstag, 2. April 2016

Ruten runterbinden

Die drei belassenen Ruten sind nun voll im Saft. Zwei davon müssen auf die unteren Spanndrähte hinunter gebogen und mit Kabelbindern angebunden werden. Immer wieder eine heikle Angelegenheit, da die Zweige grundsätzlich nach oben wachsen und nicht im angestrebten scharfen 90° Winkel. Deshalb biegen sie viele Winzer erst im April, wenn sie etwas weicher sind. Und ich mache es sehr sorgfältig und langsam. Wenn alles gut verläuft, also keine Rute bricht, wird die dritte Reserverute abgeschnitten. Da "blutet" es dann wie verrückt. Viel "Wasser" läuft zur Schnittstelle heraus. Halt ein Kompromiss zwischen Bruchrisiko und Bluten. Aber irgendwie klappt das dann immer mit dem runterbinden und die Blutung hört auch irgendwann mal auf.






Jetzt ist fast alles bereit für ein neues, hoffentlich gutes Rebjahr 2016. Bald werde ich dann noch den Boden etwas lockern, jäten, etwas Eisengranulat einbringen und kurz bevor die Knospen spriessen diese noch mit sogenanntem Winteröl bespritzen, damit allfällig überwinterte Schädlinge wie die Pockenmilbe keinen Sauerstoff mehr kriegen und absterben. Alles Bio Mittel natürlich!

Ob mein Kurlimuser sogar auch vegan ist, müssen die Fanatiker entscheiden. Ich bin kein Ideologe, sondern ein (hoffentlich) vernünftiger Genussmensch. Aber der Vegi- und Vegan-Trend hat ja schon stark Einzug gehalten im Weinmarketing. Bio macht grundsätzlich Sinn. Ist aber meiner sehr kleinen Winzer-Erfahrung nach nicht so einfach wie es sich klein Vegi-Hänschen vorstellt. Ich behaupte, wenn man keinerlei "Mittelchen" einsetzen würde, gäbe es im Herbst keine einzige Beere zu keltern. Denn wer auch immer der Schöpfer ist, sie hat die Trauben nicht primär für den Menschen geschaffen. Aber die Mittel sollen eben in Massen und als nicht schädlich für Mensch und Umwelt (v.a. den Boden) gewählt werden.
Nicht-vegan ist ein Wein vor allem, wenn Eiweisse zur Schönung zugegeben werden. Das mache ich aber nicht. Meinen Wein kläre ich ja durch mehrmaliges abheben und an Klarheit hat's beim Kurlimuser nun wirklich noch nie gefehlt. Ob die Tötung meiner Pockenmilben mittels Tod durch ersticken das Vegan Label verunmöglicht, wäre noch abzuklären. Kommentare sind erwünscht! :-)

Dienstag, 8. März 2016

Rebschnitt 2016

In diesem warmen Winter war's am letzten Januar Samstag warm und trocken. Den nahen Winterthurer Stadtwein Rychenberg Barrique, der bei mehreren Panels mit der Pinot Noir Goldmedaille ausgezeichnet wurde, haben sie noch im alten Jahr schon geschnitten. Also nix wie ran an den Rebschnitt beim Kurlimuser. Das Ganze beherrsche ich schon wie ein Profi. Eine Reserverute stehen lassen. Und dann wieder warten bis etwa im April, wo dann je zwei Ruten zur Bogenerziehung runtergebunden werden.

Der eigentliche Flachland-Winter kam dann erst gegen März.


Sonntag, 1. November 2015

2015 Primeur

Die Maische gärte nun vom 25. September bis 4. Oktober. Dann liess ich sie noch einige Tage stehen, um noch mehr Farbe zu bekommen. Mit dem Presssack wurde nun wie immer von Hand sehr schonend gequetscht und in Glasballons abgefüllt. Diesmal gab es ca. 23 Liter Most mit 10.5% Alkohol und 6g/l Säure.

Filtern und Auspressen mit Trichter und Presssack.

übrig bleibt der Trester

In der Folge hob ich mit einem Schlauch mehrmals ab, um den Satz aus Hefe und anderen Schwebepartikeln möglichst raus zu bekommen. Dadurch gingen nochmals ca. 3...4 Liter verloren. Am 1. November war es soweit. Ein 17l Ballon konnte mit relativ klarem Most und etwas Schwefel mit dem Gärspund verschlossen werden. Und der Primeur 2015 wurde im herbstlichen Garten degustiert.

Über mehrere Wochen mehrmals abheben von einem
in den anderen Ballon mit dem Schlauch.

Degustation des Primeur 2015.

17 Liter Kurlimuser, die nun bis im Frühjahr ruhen.

Sonntag, 27. September 2015

Wie haltbar ist der Kurlimuser?

Zur Zeit ist nun schon der dritte Jahrgang Kurlimuser am gären. Deshalb nahm mich wunder, wie sich der Wein entwickelt. Sozusagen eine Vertikaldegustation. Und gleichzeitig konnte ich meine erworbenen Degustations-Kenntnisse des aktuell besuchten WSET Weinkurses anwenden.

2013 2014
Auge
Klarheit klar klar
Intensität mittel mittel minus
Farbe purpur granat
Nase
Reintönigkeit rein rein, aber Sherry (also doch nicht rein?)
Intensität mittel mittel
Aroma rote Früchte, Muskat Sherry
Gaumen
Süsse trocken trocken
Säure mittel wenig
Tannin gering gering
Körper leicht leicht
Geschmack Johannisbeere, Muskat Muskat, Sherry
Abgang mittel mittel
Gesamteindruck einfacher, sauberer Wein mit schöner Farbe und alles übertönendem Muskat Ton nach 2 Jahren ist der Wein schon so gealtert, sodass er einen ziemlichen Sherrygeschmack hat.

Der 2013er (2-jährig) ist in der Tat schon am Niedergang. Man merkt den Sherry-Ton. Nicht ekelhaft, aber etwas flacher und weniger spritzig als der 2014. Rein zum Spass mischte ich dann noch eine Flasche 2013 und 2014 zusammen. Gesetzlich sind nur max. 15% andere Jahrgänge in einem Wein erlaubt, ohne dass man das anschreiben muss. Diese Jahrgangsassemblage hat dem alten Wein geholfen, der neue ist aber dadurch nicht besser geworden...

Also: Kurlimuser soll in den ersten 18 Monaten nach der Ernte getrunken werden!

2013  -  assemblage 13/14  -  2014