Freitag, 27. Juli 2018

Hitzesommer 2018: Die Menschen stöhnen - die Reben freut's (bis jetzt)

Mein letzter Blog-Eintrag handelte noch von der Frostgefahr. Mittlerweile ist einiges geschehen, wettermässig. Im Rebberg hingegen machte ich so wenig wie noch nie. Im positiven Sinne! Keinerlei Düngung oder Spritzung. Gelegentlich hatte ich natürlich eh nur Kupfer und/oder Schwefel in kleinen Mengen gespritzt. Keine Krankheiten oder Schädlinge. (Fast) keine Pockenmilben, keine Chlorose. Keine Kirschessigfliege (wobei die käme wohl erst jetzt dann im reiferen Stadium). Das fast monatelang schöne und heisse Wetter ist wohl Schuld daran.

Nur gegipfelt habe ich hie und da. Und ein wunderschönes blaues Vogelnetz habe ich gekauft inklusive super professionellen Hacken (für oben) und Verschluss-Nadeln (für unten). Ich hab nicht so sehr Angst vor den Vögeln als vor den Wildtieren, die schon in zwei Jahren einen erheblichen Teil der Ernte im letzten Moment wegfrassen. Ob das Netz genügend stabil ist gegen zum Beispiel Dachse, weiss ich natürlich nicht 100%. Aber ich hab mal das best Mögliche getan.

Aber zuerst mal chronologisch:


Mitte Mai waren die Reben schön ausgetrieben.

Gleichzeitig entwickelten sich viele schöne Blütenstände.

Anfang Juni fand die wie immer unscheinbare Blüte statt. Früher als sonst. Da schon damals recht gutes Wetter herrschte, war die bei Muscat Bleu besonders gefürchtete Zerrieselung relativ gering.

Die Reben befruchten sich selbst. Aus den befruchteten Blütchen werden kleine grüne Knöllchen.

Den ganzen Juni durch wuchsen die Knöllchen langsam zu Beeren.

Mitte Juli fing der Farbumschlag an, die sogenannte Veraison.

Die Beerenmenge ist ausserordentlich in diesem Jahr. Sowas hatte ich noch nie. Falls die wirklich bis im September schön sauber reif werden und keine Katastrophen passieren, wird das eine Rekordernte geben. Aber man soll den Tag nicht vor dem Abend loben...

Die grosse Last der vielen Beeren drückte übrigens die Äste gegen unten und viele Trauben waren fast am Boden angelangt. Die Erziehung im tiefen Bogensystem ist ungünstig für solche Lasten. Es zerriss sogar ein Spanndraht - unglaublich. Meine Lehre: im nächsten Winter binde ich die beiden einjährigen Äste nur noch auf den zweituntersten Draht. Und vorgängig erneuere ich die mittlerweile sowieso schon etwas gealterten Spanndrähte durch neue dickere. Es gibt also immer was zu tun.

Jetzt war die Zeit gekommen, die blauen Schutznetze zu montieren.

Zuvor schnitt ich viel Laub heraus, damit die Sonne wieder ungehindert an die Beeren kann. Dann zog und band ich möglichst viele Äste wieder weiter nach oben (dabei riss eben ein Draht) und "entwirrte" die gewaltig vielen und grossen Trauben.

Die Trockenheit ist momentan so extrem, dass viele Pflanzen inkl. Bäume enormem Stress ausgesetzt sind. An meinen Reben merke ich aber noch keine negativen Auswirkungen. Im schlimmsten Fall wären die ja relativ schnell mit dem Wasserschlauch bewässert.