Montag, 8. November 2021

Klärung

Da ich ja über keine Filteranlage verfüge wie die Profis, muss ich meinen Kurlimuser mühselig abheben und dabei schauen, dass möglichst wenig vom "Schlamm", wie ich es nenne, in den Wein kommt.

Der Wein riecht diesmal gut. Kein Böckser wie letztes Jahr. Aber es hat sehr viel Schlamm abgesetzt. Beeren- und Hefereste, nehme ich an. Mit der Taschenlampe beleuchtet sieht man diesen mehrere cm hohen weissen Bodensatz sehr gut. Da er offenbar nur unwesentlich dichter ist als der darüber liegende klare Wein, ist es sehr schwierig, den Wein sauber abzuheben. Ich mache es wie immer mit einem Schlauch und am Schluss noch mit einem sehr feinen Sieb. Die untersten 1…2 "Flaschen" leere ich dann weg.

 

der geklärte Wein im Glasballon zum reifen

Dann 1g Schwefel zugeben und den 12l Ballon ganz füllen mit 4 Flaschen 2020er. Es gab also ca. 9 mickrige Liter 2021 ergänzt mit 4 Flaschen 2020er. Das wären dann 16 Flaschen der 20/21er Cuvée. Jetzt kann er reifen bis im Frühsommer 2022. Und hoffentlich keine Überraschungen mehr.

 


Sonntag, 10. Oktober 2021

Gärung 2021

Zuerst nochmals das Daten-Update per 2021: 

 

2013

2014

2015

2016

2017

2018

2019

2020

2021

Erntetag

3.10.

13.9.

19.9

25.9.

-

15.9.

-

5.9.

14.9.

°Oe

50

55

67

74

-

60

-

70

55

ungerappt [kg]

30

?

34

?

-

?

-

19

?

Beeren [kg]

22

15

30

20

-

50

-

17

13


15.9.2021:

Gekeltert (gestampft mit Dachlatte).

30ml Pectinase dazu.

In einem 2dl Glas Traubenmost und 20g Flüssighefe (Burgund) angesetzt in der Küche. Etwas Hefenährsalz zugegeben.


17.9.2021

Gar kein Schwefel zugegeben.

Dafür 1kg Bio Kristallzucker >> 85°Oe

Und die 3 Tage lang angeregte Hefelösung

Die Gärung verlief diesmal sehr unspektakulär, aber problemlos.

Es riecht nun herrlich

 

Tag                 °Oe

18.9.                70

21.9.                60

23.9.                50

25.9.                35

27.9.                27

28.9.                30

30.9.                25

 

Die Gärung ist nach ca. 15 Tagen zu Ende. Das ist fast so lange wie im 2020, als ich Spontangärung machte. Ich vermute, dass die Zuchthefe etwas "schwach" war und es deshalb fast einer Spontangärung entsprach. Die nachgeführte Grafik zeigt, dass es am Anfang sehr schnell gärte und dann langsamer als in anderen Jahren.

Es blubbert kaum und der Tresterhut ist zwar vorhanden, aber weniger hart und ausgeprägt als in anderen Jahren. Es scheint, also ob die Gärung diesmal sehr sachte verlief. Dafür immer sehr guter Duft. Möglicherweise war es etwas kühler als in anderen Jahren, was die Gärung verlangsamt. Im Keller war es immer 18°C.


Der Vorlaufwein fliesst ohne Pressung

danach folgt der Presswein

von Hand den Presssack auspressen

übrig bleibt der Trester


9.10.2021

23 Tage nach der Einmaischung wird gepresst und in den 12l Glasballon gefüllt.

Es ist wenig Saft. Der Ballon wird nicht voll. Und man verliert ja dann beim Abheben nochmals was. Ich werde wohl mehrere Flaschen 2020er beigeben müssen nach dem letzten Abheben und dem definitiven Verschliessen des Ballons.

Auf Schwefel verzichte ich vorerst mal nach den Problemen letztes Jahr mit Böckser.

 

Sonntag, 19. September 2021

frühe Lese

Die Beeren sind an sich noch nicht wirklich voll reif. Sie haben zwar etwas aufgeholt seit der sehr späten Veraison. Aber es hat massenhaft verkümmerte, verdorrte. Geschätzt die Hälfte. Da ich mittlerweile nicht mehr so fanatisch bin, ging ich länger nicht mehr im Detail schauen zu meinen Reben. Lasse es einfach wachsen. Voll Bio. Aus der Ferne sahen sie verdammt gut aus - im August. Aber ich stellte ja schon damals fest, dass es viele zerplatzte hatte. So wie ein Schnitt in der Haut. Zuerst dachte ich an Wespen, von denen es einige hat zur Zeit. Aber Schnitt durch Wespen? Eine Winzerkollegin aus Spanien sagte mir ja dann, dass sie Hagel als Ursache vermutet. Ev. der Hagel vom 13.7.2021, wo ich nicht zu Hause war?



viele verdorrte Beeren


Auf jeden Fall ist am 14.9.2021 die Ernte angesagt, weil ich die verdorrten Dinger nicht mehr ansehen will und es ist so schönes Spätsommer Wetter. Die Menge wird klein sein im Vergleich zu früheren Jahren, aber da war sie ja zum Teil abartig gross, was nicht so für hohe Weinqualität spricht.

Die Triage in gute und schlechte Beeren mache ich wie immer schon im Rebberg. Das kostet Zeit, dafür hat man es beim waschen und rappen dann viel einfacher und schneller. 


Mini Ernte 2021


waschen, rappen


Danach ins Kunststoff-Fass. Burgunder Flüssighefe anmachen in einem Glas Weinmost. Von den Naturhefen-Experimenten hab ich etwas genug. Und genügend Bio-Kristallzucker beigeben inkl. Pectinase. Dann täglich 2x den Hut unterrühren und warten, bis die Oechsle auf gegen 20° gefallen sind. Das bedeutet, dass aller Zucker in Alkohol umgewandelt und die Gärung beendet ist.

 

Burgunder-Hefe angemacht



Sonntag, 29. August 2021

neue Etiketten

Der 2020er Kurlimuser lagerte immer noch ohne Etiketten im Keller. Jetzt bestellte ich wieder bei der selben Internetdruckerei die grundsätzlich gleichen Selbstklebeetiketten. Aber diesmal gleich 100 Stück auf einer Rolle. Und ohne Jahrgang drauf, dafür ist neu ein Feld drauf, wo ich den Jahrgang jeweils von Hand anschreiben kann. 

Von den mittlerweile dunklen Beeren sind viele aufgeplatzt. Als ich die Bilder einer spanischen Winzerin zeigte, fragte sie spontan, ob es stark gehagelt habe. Und es hat in der Tat in der Region im Juli mal ein fürchterliches Hagelunwetter gegeben. Ich war da in meinem Feriendomizil, konnte es also nicht 100% bestätigen. Aber ich nehme nun schon an, dass es dieser starke Hagel war, der einen Teil meiner Ernte vernichtete.


die  neue, universelle Etikette


jetzt Ende August kommt das langsam
und endlich in die richtige Farbe


hat aber ziemlich viele zerplatzte oder gelochte Beeren


Viele Trauben, viel Arbeit

Nach 2 Wochen Ferienabwesenheit gibt es wieder gewaltig Arbeit im Rebberg. Die Veraison (Farbumschlag) hat endlich eingesetzt - Anfang August. Viel später als sonst. Der Grund ist wohl der kalte und nasse Sommer. Es hat viele Trauben. Sehen gesund aus. Jetzt wird viel Laub geschnitten, damit die Sonne an die Beeren kommt. Einige Blätter haben Pockenmilbe. Diese mit Vorzug entfernen.

Danach schneide ich bei allen Trauben die untersten Beeren weg. Die sind sowieso meistens die schwächsten.


Oleander und Reben

nach dem Laubschnitt


viele Trauben

Veraison: aus grün mach rot



Dienstag, 3. August 2021

Hässlicher Sommer und ein Reh

Der Sommer 2021 ist ja bei uns wohl einer der hässlichsten überhaupt. Kalt, nass und Unwetter mit Orkan und Hagel. Und das gleich reihenweise. Die Auswirkungen sind einerseits sehr lokal und anderseits ergibt sich eine generelle Verspätung der Traubenentwicklung. 

In Winterthur Wülflingen, nur 5.5km Luftline von mir, sind die Reben und auch andere Landwirtschaft fast vollständig zerstört worden. Mein Kurlimuser dagegen hat rein gar nichts abbekommen. Aber er ist gewaltig in Rückstand. Würde sagen fast 1 Monat. Bis Ende Juli noch rein knallgrüne Beerchen, wo in anderen Jahren der Farbumschlag schon lange stattgefunden hatte. Keine Ahnung, wie das noch endet in diesem Jahr.



Zuerst noch der Besuch meines neuen Haustiers :-) Das Reh kommt öfters vorbei. Sieht ja niedlich aus, aber wenn es dann an die Trauben geht, verstehe ich keinen Spass mehr...





Das nasse Wetter hat zu starkem Wuchs des Grünzeugs geführt. Und zu höllisch vielen Trauben. Sollte ich eigentlich jetzt reduzieren, aber ich bringe es wie immer nicht über's Herz.






Samstag, 5. Juni 2021

Weiterbildung

Auf Weihnachten liess ich mich mit einem Weinbuch beschenken und dieses 250-seitige Werk hab ich nun fertig gelesen.

Fredi Strasser: "Pilzresistente Traubensorten" (Haupt Verlag), ISBN 978-3-258-08187-8

Fredi Strasser ist ein Schweizer Pionier im Bio-Weinbau aus dem Zürcher Weinland. 

Beschreibung:

Gross im Kommen: der ökologische Weinbau mit pilzresistenten Traubensorten (PIWI-Sorten). Das Buch des PIWI-Pioniers Fredi Strasser.

«Ich möchte meine Reben nicht spritzen!» Dieser Gedanke treibt den Schweizer Agronomen und Biopionier Fredi Strasser seit seiner Jugend an. Dank der Wiederentdeckung pilzresistenter Traubensorten (PIWI-Sorten) ist sein Traum realisierbar geworden: Mit seiner Familie hat er über Jahrzehnte einen erfolgreichen biodynamischen Weinbaubetrieb mit resistenten Rebsorten im zürcherischen Oberstammheim aufgebaut. Sein reiches praktisches und fachliches Wissen erläutert er hier in leicht verständlicher Sprache für Weinbauinteressierte und Fachleute. Dabei beschreibt er einen neuen Weg zum natürlichen Weinbau, zum guten PIWI-Wein und wie Natur und Biodiversität neben dem wirtschaftlichen Betrieb Platz finden.

Er erzählt alle seine Erfahrungen mit der Umstellung auf PIWI Reben und der Erzeugung von Bio-Wein. Eine fast erdrückende Informationsflut :-) Ich müsste es nochmals ganz lesen und eine kompakte Zusammenfassung für meinen Bedarf schreiben. Werde ich dann mal machen, wenn ich demnächst hauptberuflich kürzer treten kann... Tröstlich für mich ist, dass er auch viele Probleme hatte und hat mit den geliebten und manchmal auch gehassten Früchten.





Der 2020er Kurlimuserwein ist eine Wundertüte

Im Keller degustiere ich jetzt endlich den 2020er, der seit dem letzten Herbst im grossen Glasballon verweilt hat, um ihn danach in Flaschen abzufüllen. Er hatte ja Böckser am Anfang. Wohl infolge der erstmaligen Spontangärung. Die Erwartungen waren tief. Dann:

-       klar

-       Farbe tiefes Rubinrot bzw. fast Granatrot

-       In der Nase weniger stark Muscat Bleu (Rosenduft) als in früheren Jahren.

-       Im Gaumen dasselbe. Mehr Tannin als auch schon und eher wenig Säure wie immer.

-       Frucht auch hier eher weniger als früher.

-       Dieser 2020er mit Spontangärung ist eine totale Überraschung, weil er so anders ist als die vielen bisherigen Jahrgänge.

Aus meinem Umkreis kam spontan der Spruch: 

"Der schmeckt ja jetzt wie ein richtiger Wein!"

Irgendwie ist dieser erstmals spontan vergorene Kurlimuser wirklich ziemlich anders als die bisherigen mit Zuchthefe versetzten. Er ist nicht mehr so ein Duftwässerchen, sondern ein reifer Wein. Viel weniger Muscat Bleu Frucht. Ob er dadurch auch weniger lang haltbar ist? Die fast etwas granatige Farbe könnte auf leichte Oxidation hindeuten.


in einen kleineren Ballon umleeren

und dann mit dem kleinen Trichter in die Flaschen

die bewährten 23mm Presszapfen werden eingedrückt

15 Flaschen in Reih und Glied


und schon im Weingestell

die Degu überraschte

Auf jeden Fall wird er jetzt auf 15 Flaschen abgefüllt. Flaschen und Presszapfen zuerst noch mit schwefeligem Wasser desinfizieren bzw. einweichen. Und dann mal in paar Wochen die erste Flasche trinken und beurteilen. Bisher hat sich mein Wein ja mit etwas Alterung immer eher verbessert.

Der 2020 ist wirklich anders. Ob besser oder schlechter kann ich noch nicht beurteilen. Und woher diese frappante Andersartigkeit kommt, ist mir auch nicht wirklich klar. Auf dem Papier ist der grosse Unterschied die erstmalige Spontangärung mit Naturhefen, die eben einfach in meinem Rebberg und Keller sind. Aber vielleicht gibt's ja auch andere Ursachen, die ich nicht kenne. Nach Corona kann ich mich ja dann hoffentlich wieder vermehrt mit Profiwinzern darüber unterhalten.

Die Etiketten hatte ich fast vergessen. Die werden nun wieder beim Profi bestellt und dann gelegentlich aufgeklebt.


Montag, 24. Mai 2021

Winterschnitt in zwei Etappen

Ende Februar sieht man nun, dass v.a. die Stöcke in der unteren Reihe schwächeln. Dünnes Holz. Eine Rebe hatte ja schon letztes Jahr gröbere Probleme. Ein Ast starb ab, obschon da Trauben hingen. 

Ich mache das beste draus. Schneide auch einige mehrjährige Zweige direkt am Kopf ab, damit die Köpfe wieder kompakter werden. Pro Stock lasse ich vorläufig 3…4 Ruten zu ca. 6 Augen stehen. Frostruten als Reserve.



Die Ersatzrebe in Form einer Regent

Und dann bis im Mai: So lange liess ich die Reben im Frühling noch nie einfach treiben. Mit mehreren Trieben pro Stock. Für einmal kein Frost, kurz vorbeigeschrammt. Jetzt treiben die Blättchen schön aus. Sofort werden sie aber rot und "buckelig". Das hiess doch mal Pockenmilbe vor paar Jahren? Aber ich mache ja rein gar nichts mehr mit Spritzmitteln und nach 2…3 Wochen ist der Spuk vorbei und die Blätter sind schön grün. Jetzt schneide ich noch min. 1 Rute ab, so dass 2…3 Ruten pro Stock übrigbleiben. Der Vorteil von so extrem spätem Schneiden ist, dass man jetzt besser sieht, welches die vitalen Triebe sind. Die Stöcke sind jetzt endlich wieder mal gut in Form geschnitten in dem Sinne, dass die Triebe nahe am Kopf austreten. Es "blutet" halt stark, d.h. es tritt Wasser aus den Schnittstellen.

Der oben erwähnte Stock in der unteren Reihe, der schon länger schwächelte ist nun ganz tot. Alles dürr bis in die Wurzel runter. Keine Ahnung weshalb. Ich grabe die Rebe aus und kaufe bei Hauenstein eine bereits ca. 3-jährige Topfrebe (ca. CHF 40). Muscat Bleu gibt’s aktuell keine mehr. Also nehme ich eine Regent. Mal sehen, wie sich die unterscheidet. Vom Wein her wohl besser als MB aber eher weniger pilzresistent. Das nasse Wetter im Mai ist gut für den neuen Stock in meinem Rebberg. Ich dünge alle Reben ziemlich intensiv mit Bio-Beerendünger und ebenso mit Eisengranulat (gegen Chlorose).

 

Freitag, 15. Januar 2021

Winter in den Kurlimuser Reben

Endlich wieder mal Winter im Unterland! Den Reben macht das nicht's aus. Im Gegenteil: es isoliert von der Kälte.




Im Keller wartet der 2020er immer noch im Glasballon auf seine Flaschenabfüllung. Bin grad am Etiketten Design...